Tag 1: Bewusst musizieren Tagesseminar
Nach der pandemiebedingten langen Pause war es endlich wieder möglich, das Bewusst musizieren Mentaltraining in der Schlagzeugklasse der Züricher Hochschule der Künste ZHdK weiterzuführen. Ein herzliches Danke an die Professoren Klaus Schwärzler und Benjamin Forster, die mich wieder nach Zürich eingeladen haben.
Am ersten Tag konnten wir intensiv in die Betrachtung des Musizierens eintauchen und miteinander entdecken, was Musizieren wirklich ist, was unser gewohntes Denken dem praktischen Vorgang hinzufügt, und wie dadurch die Einfachheit, Klarheit und Natürlichkeit des Musizierens zunehmend schwindet.
Wir konnten zudem eingehend den Menschen betrachten, der glaubt, dieses Musizieren auszuführen, und entdeckten immer tiefer den Irrtum in unserer üblichen Sichtweise.
Musizieren funktioniert am allerbesten, wenn das „ich“ pausiert
Ich muss mein Musizieren kontrollieren! Ich muss meine Leistung abrufen! Ich darf die Fehler von gestern nicht wiederholen! Ich muss auf den Punkt Höchstleistung bringen! Ich muss funktionieren! Ich darf nicht versagen! Ich möchte erfolgreich sein!
||: Ich! Ich! Ich! :||
Was ist das alles? Denken. Es sind lediglich Gedanken im Kopf (oder wo auch immer…).
Begleitet von was? Emotionen. Dem bekannten Hormon-Cocktail im Körper, der mich antreibt oder hemmt, der mich unruhig oder bleischwer macht, der den Puls verdoppelt und die klare Sicht vernebelt, der mich ehrgeizig einem Ziel hinterherrennen lässt und aus dem entspannten Betrachten einen gestressten Tunnelblick werden lässt.
Und all das nur, weil ich glaube, dass ich dieses Denken im Kopf wirklich bin und zwanghaft darauf reagiere, völlig automatisch, völlig unbewusst, völlig ferngesteuert. Was für ein unfassbarer Blödsinn! Und doch tun wir das alle… täglich… sogar nachts…
Wir haben dieses Ego-Ich unter die Lupe genommen und in der Teilnehmerrunde waren viele AHA-Momente zu erkennen. Wie schön, wenn etwas klar wird, was vorher in einer unbewussten Unklarheit versunken war.
Musizieren funktioniert am allerschlechtesten, wenn das „ich“ etwas möchte
Die Erfahrung, dass in den vielbesagten Flow-Momenten das Musizieren mühelos und virtuos von der Hand geht, dass es wie von selbst einfach so flutscht, hat wohl jede Musikerin und jeder Musiker öfters machen dürfen. Die Bewusst musizieren Perspektive lässt tief erkennen, wieso das so ist und wieso ich das nicht willentlich machen oder wiederholen kann.
Sobald „ich“ etwas möchte – egal, ob erreichen oder vermeiden oder behalten – ist da ein Wollen, ein Wünschen, ein Haben wollen, ein Sein wollen. Und genau diese Bemühung steht dem Fließen in der Musik in diesem Moment im Weg.
Ja, das ist für unseren Intellekt eine harte Nummer… Ich möchte etwas und stehe mir dann selbst mit genau diesem Wollen im Weg. Plötzlich funktioniert meine Strategie nicht mehr, die mir so viele Jahre von allen Seiten eingetrichtert wurde und auf die ich meinen Erfolgsweg aufgebaut habe. Ich muss doch etwas wollen! Ohne Wollen erreiche ich nichts! Je stärker mein Wollen und je angestrengter mein Streben, desto schneller erreiche ich mein Ziel! Viele Erfolgsbücher erzählen genau das! Viele Erfolgscoachings wollen mir genau das vermitteln!
Und? Klappt es?
Tag 2: Einzelcoachings
Nach dem intensiven Gruppenseminar am ersten Tag standen nun 1:1-Begegnungen auf dem Plan, um ganz individuell auf die persönliche Situation eingehen zu können. Ich war sehr erfreut über die Klarheit und die tiefgehenden Erkenntnisse, die sich aus dem ersten Seminartag bei den Studierenden ergeben haben.
Wir haben uns über das Menschsein, über das Leben, über Zufriedenheit, über Meditation, über das natürliche Sein in diesem Moment ausgetauscht. Nur zur Erinnerung: Es ist eine Mentaltraining Masterclass…
Niemand hat mich gefragt, wie er oder sie seine Leistung noch kontrollierter auf dem Punkt abrufen könnte. Es wurden keine Fragen über Erfolgreich sein oder Entwicklung oder Optimierung gestellt.
Die Studierenden haben etwas sehr wesentliches und grundsätzliches erkannt. Und genau dies ist der zentrale Kern des Bewusst musizieren Mentaltrainings. Und diese klare Erkenntnis ist der mega Erfolgsbooster, den das Ich-Denken niemals erreichen oder erzeugen kann.
Frieden
Wer würde erwarten, dass das zentrale Thema bei einem Mentaltraining Event das Thema FRIEDEN sein könnte? Frieden im Herzen, im Geist, im Fühlen. Einfach zufrieden sein, jetzt und hier. Und mit diesem Frieden still sein.
Aus dieser Kraft eines zufriedenen Lebens mit einem friedvollen Herzen erwächst ein Musizieren in vollendeter Perfektion. Ein Erfolg, der durch kein Wollen erreicht werden kann.
In dieser wunderbaren inneren Haltung haben wir die beiden Tage beendet.
Vorschau
Die Zusammenarbeit soll weitergehen. Das Bewusst musizieren Mentaltraining ist in der Züricher Hochschule der Künste angekommen und ich werde wieder für kommende Projekte eingeladen.
Dafür danke ich allen Teilnehmenden und allen Verantwortlichen, die dies ermöglichen, genehmigen und finanzieren.
Von Herzen,
Christian